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GOTTES Herrschaft --- eine gute Botschaft !

Gedanken zu Markus 1, Verse 14 und 15

Wer kann noch zu jemand anderem sagen, ich liebe dich, wenn es überall heißt: Autos lieben Shell?

Wer kann noch von Sünde und Buße reden, wenn es von Verkehrssündern und Bußgeldkatalogen nur so wimmelt,

-- weil wir alle kleine Sünderlein sind, – es war halt immer so" und

-- wir am Ende doch alle, alle in den Himmel kommen, weil wir so brav sind"?

Ein Gang zum Süßigkeiten–Vorrat oder zum Kühlschrank wird kommentiert mit dem Spruch "Ich habe mal wieder gesündigt!", meist mit einem merkwürdig zufriedenen, geradezu stolzen Unterton. Und die Frage "kann denn Liebe Sünde sein?" rechtfertigt jeden Seitensprung.

Abgetakelte Begriffe -- leere Wörter

Unsere wichtigen theologischen Begriffe -- Liebe, Sünde, Buße, Gnade -- sind heruntergekommen, verniedlicht, verspottet, verhöhnt, ins Lächerliche gezogen.

Geschieht das ohne Grund?

Im Grundschulalter musste ich, damals noch Katholik, alle vier Wochen zur Beichte gehen. In dem "Beichtspiegel", also der Liste, anhand derer man "sein Gewissen erforschen" und seine Sünden erkennen sollte, stand unter anderem: "Ich war eitel, stolz, faul, ich war unkeusch in Gedanken, Worten und Werken, ich habe genascht." Diese Worte sind bis heute fest in meinem Hirn verankert, obwohl ich damals gar nicht wusste, was sie bedeuteten und sie nun bald ein halbes Jahrhundert nicht mehr nachgelesen habe. Würde ich mir noch einmal mein altes Gesangbuch vornehmen, bin ich mir sicher, dass mir auch die anderen 'Sünden' wieder einfallen würden. Ist es da nicht selbstverständlich, dass man sich über diesen Unfug lustig macht?

Der Reformator Martin Luther hatte sicher Ähnliches und noch Herberes als Kind und Jugendlicher von "GOTTES Willen" gehört und verinnerlicht. Seine panische Angst, dass er nach seinem Tod als Sünder in die Hölle geworfen wird, prägten und belasteten sein Denken, bis er 35 Jahre alt war. Aber auch danach konnte er sich nicht von seiner Vorstellung lösen, ein von Grund auf böser und verdammungswürdiger Mensch zu sein. – Nur sah er jetzt in GOTT denjenigen, der ihn aus freien Stücken begnadigt. Deswegen konnte er sich selbst und allen predigen, dass GOTT uns unsere Schuld vergibt, ohne alle Vorleistung von uns: 'allein aus Gnade!'

Soweit, so gut, doch:

Wer nimmt einem das heute noch ab?

Wer glaubt denn heute noch, dass er ein elender und verdammungswürdiger Mensch sei? Leben wir nicht vielmehr alle ein einigermaßen normales, anständiges Leben, lassen unsere Mitmenschen in Frieden und schlucken manchen Ärger herunter, anstatt mit der Faust dreinzuschlagen?

Natürlich lassen sich "Sünden" finden!

Zum Beispiel,

-- dass die Nächstenliebe hinter dem Lenkrad augenblicklich verschwindet und mancher fahrlässige Totschlag in Kauf genommen wird.

-- dass die Spenden für die Hungernden der Erde in keinem Verhältnis zu anderen Luxusausgaben stehen.

-- dass man sich wesentlich mehr politisch engagieren müsste, damit die Welt lebenswerter und liebevoller wird.

-- Und natürlich beim Hauptthema der meisten Religionen, der Sexualität, lassen sich Unmengen von Sünden finden und noch viel mehr erfinden.

-- Aber was soll das, wenn wir die "Arznei" quasi schon in der anderen Hand parat haben?

Müssen wir wirklich erst den Menschen das Gewissen belasten, so dass sie wie Luther daran zerbrechen, um ihnen dann zu sagen:

Ja, so bitter böse bist du. Doch GOTT hat dich lieb und vergibt dir alles!

Diese Art ist bei vielen Predigern bekannt, erprobt und beliebt, aber ist sie deswegen richtig?

Luther hatte noch eine spezielle Sünde auf Lager:

Gute Werke!

Der Reformator meinte, man müsse die guten Werke meiden wie Todsünden. Denn wenn man Gutes tut, fühlt man sich gut und ist stolz auf sich. Dieser Stolz aber ist in Luthers Augen eine ganz schlimme Sünde, weil sie GOTTES Gnade verachtet; eine wirkliche Todsünde.

Ein bedeutender Theologe, Josef Ratzinger, stellte als Papst Benedikt dazu ganz richtig fest:

"Rechfertigung ist ein wesentliches Thema in der Theologie, – aber im Leben der Gläubigen heute kaum anwesend. Auch wenn … Vergebung untereinander wieder seine volle Dringlichkeit zeigt – dass wir zu allererst die Vergebung von GOTT her … brauchen, steht kaum im Bewusstsein. Dass wir GOTT gegenüber ernstlich in Schulden sind, dass Sünde eine Realität ist, die nur von GOTT her überwunden werden kann: das ist dem modernen Bewusstsein weithin fremd geworden – und wir alle sind ja irgendwie 'modern'."

Genau hier setzt meine Kritik ein:

Selbstverständlich ist es unsere Aufgabe als Christen, den Menschen, welche ihre Schuld plagt, GOTTES Vergebung zuzusprechen.

Aber es ist nicht unsere Aufgabe als Christen, anderen Menschen, die mit sich und der Welt im Reinen sind, zuerst ihre Schuld vor GOTT deutlich zu machen, um ihnen dann zu sagen, dass sie vergeben ist?

Am Anfang seines Evangeliums schreibt Markus eine Zusammenfassung dessen, was JESUS gepredigt hat:

JESUS ging nach Galiläa, um die Frohe Botschaft GOTTES zu verkünden und sprach:

"Der Augenblick ist gekommen, (die Zeit ist erfüllt,)

GOTTES Herrschaft ist angekommen.

Dreht euer Denken um und vertraut auf diese gute Botschaft."

(Markus 1, 14f)

Drehung um 180 oder 360 Grad

Manchmal sagen die Leute, wenn jemand sein Leben radikal verändert hat, er habe sich um 180 Grad gedreht. 180 Grad, das ist eine halbe Umdrehung, eine Wendung zurück, dahin, wo man her gekommen ist.

Manche meinen, diese -- eigentlich nicht mehr zu steigernde -- Aussage doch noch steigern zu müssen, und sie behaupten, jemand habe sich um 360 Grad gedreht. Das aber wäre ein Vollkreis. Das aber hieße, er habe zwar einmal nach rechts, links und hinten geschaut, sei aber dann schließlich doch im alten Trott weiter marschiert. Manches kann man eben nicht mehr steigern.

Das scheint mir so auch mit dem Evangelium passiert zu sein.

JESUS konfrontiert die Menschen, die auf ein Reich GOTTES warten, damit, dass GOTT doch schon herrscht. Die Wartezeit hat ein Ende. Aber diese Herrschaft GOTTES geschieht anders, als es die Menschen damals sich vorstellten. Sie erwarteten, dass GOTT mit Blitz und Donner die Bösen vernichtet und die Guten ins Paradies holt.

Genau von dieser verkorksten Vorstellung von GOTT sollen die Menschen Abschied nehmen und erkennen, dass ER nicht der Tyrann oder Despot ist, der Unterwerfung unter SEINE Gebote verlangt. GOTT ist ganz anders; GOTT ist gut! Dieser guten Botschaft JESU sollen wir vertrauen.

Das meint der Begriff "Metanoia", Umkehr, Buße!

Es geht hier nicht darum, nur neue und andere Gebote und Verbote zu beachten, den Sabbat durch den Sonntag zu ersetzen und statt der Geburt des unbesiegbaren Sonnengottes nun die Geburt JESU am 25. Dezember zu feiern oder statt Dienstags und Donnerstags nun Mittwochs und Freitags zu fasten, wie es viele Christen der ersten Jahrhunderte taten.

Es geht um die innere Einstellung, dass man Böses unterlässt und Gutes tut,

-- weil man sich von GOTT geliebt weiß,

und nicht deshalb,

-- weil man Angst vor IHM hat oder weil man sich bei IHM "lieb Kind" machen will.

Für die Menschen, denen JESUS predigte, und die teilweise schreckliche Angst vor GOTT hatten, war dieses die "Rechtfertigungslehre", die sie frei machte von ihrer Angst und all ihren Zwängen. Diese Botschaft war für die, die darauf vertrauten, eine Erlösung. Die "Umkehr" oder "Buße", wie man später übersetzte, war eine befreiende, fröhliche Angelegenheit.

Bis sich dann wieder der Alltag einschlich.

War GOTT wirklich so,

-- oder muss man sich nicht ein Beispiel nehmen an den Asketen

-- oder denen, die opfern?

-- Muss man nicht mehr für IHN tun,

-- Feier- und Fasttage einführen und halten,

-- Kirchen stiften und so weiter.

-- Tut man wirklich genug für GOTT?

-- Nun hat man tatsächlich eine 360 Grad Wendung vollzogen.

-- Man hat kurz von der Erlösung gelebt, um dann doch wieder in den alten Trott zu verfallen, zu fasten, zu opfern, Zeremonien zu zelebrieren. Solchen 'Rückfälligen' ist ohne Frage noch immer die "Rechtfertigung allein aus Gnade" zu predigen.

Was aber ist mit den vielen Menschen, die begriffen haben,

dass wir alle Sünder sind und nichts vor GOTT vorzuweisen haben und nur auf Grund seiner Gnade nicht der Vernichtung preisgegeben werden?

-- Jene, die wissen: "Dadurch, dass sie in die Kirche oder zu kirchlichen Veranstaltungen gehen, dass sie Kirchensteuer bezahlen, sich konfirmieren und später vom Pfarrer beerdigen lassen, werden sie auch nicht besser vor GOTT!"

Natürlich juckt es einem da in den Fingern

und es liegt einem auf der Zunge, zu sagen, dass sie es sich doch zu einfach machen. Und man möchte zumindest als Hauptamtlicher) sagen: "Also ohne Mitgliedschaft, ohne Sakrament, ohne Gottesdienstbesuch, – da fehlt dir etwas!"

Aber was? – – – Eigentlich gar nichts!

Eigentlich bleibt nur zu fragen, ob sich die Gewissheit, dass man von GOTT geliebt wird, bei einem solchen Menschen lange hält. Oder ob man dies bald vergisst, weil einen 'die Sorgen des Alltages' übermannen.

Und was dann?

Wenn man das Vertrauen auf den guten, die Menschen liebenden GOTT aufgegeben hat, weil es scheinbar ja auch ohne IHN geht, wird man sich früher oder später wieder selbst einen neuen GOTT machen -- oder einen übernehmen, der von anderen angepriesen wird; einen GOTT, der einen fordert und Glück gegen Leistung verheißt.

Diese neuen Götter sind so vielfältig, wie die Menschen, die sich diese ausdenken um Macht über andere zu bekommen. Sie können viele Namen tragen wie Garten, Urlaub, Geliebte, Glücksspiel, Sport, Alkohol, Esoterik, Karten legen oder Wellness. Alle stehen sie bereit. Aber alle versklaven. Doch:

Zur Freiheit aber hat uns CHRISTUS befreit,

darum werdet nicht der Menschen (oder der Dinge) Knechte!